Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition) by Stöckler Tatjana

Die Hexe muss brennen. Historischer Roman. (German Edition) by Stöckler Tatjana

Autor:Stöckler, Tatjana [Stöckler, Tatjana]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-01-02T05:00:00+00:00


Kapitel 8 - Jurisprudenz

Mit Macht musste Lukas sich zusammenreißen, als er die Männer beobachtete, die sein Laboratorium durchstöberten. Zwar hatte der Oberamtmann die Büttel angewiesen, äußerste Vorsicht walten zu lassen, trotzdem konnte er sie nicht davon abhalten, jede Schachtel zu öffnen, an jeder Flasche zu schnuppern, als ob Magdalene darin verborgen sei. Es waren nicht die beiden Handlanger des Inquisitors, sondern ganz gewöhnliche Gerichtsdiener, denen durchaus bewusst war, wie stolz die Stadt auf einen so hervorragenden Gelehrten wie Lukas Wegener sein durfte. Anderenfalls hätten sie die Keller durchwühlt wie Wildschweine den Waldboden.

»Obacht mit den Flaschen!«, rief Lukas händeringend.

»Herr, wir müssen alles begutachten«, sagte einer der Büttel mit überheblichem Grinsen. Lukas stellte Branntwein her, das Gerücht hielt sich hartnäckig. Darum öffneten sie wohl jeden Verschlusskorken und brachten seine Sammlung von Essenzen durcheinander. Der Grobian drehte sich zu dem Regal mit öligen Extrakten und riss mit dem Ärmel eine Flasche vom Arbeitstisch. Peng! Die Flasche zerschellte in tausend Scherben und eine dampfende Pfütze.

»Um Gottes Willen, nein!«, schrie Lukas dem Mann zu, der sich bückte und die Scherben aufheben wollte.

Völlig unverständig hob er das Gesicht und stierte Lukas an.

»Wie?«

»Nicht anfassen! Das ist Säure. Starkes Gift. Die Berührung allein schadet. Benetze damit deine Hand oder lasse sie dir vom Henker abschlagen - einerlei. Ich zöge den Henker vor.«

Zaudernd zog er seine Hand zurück, machte weiterhin allerdings einen großen Bogen um die Pfütze, die jetzt deutlich die Sägespäne auf dem Boden verkohlte. Rauch stieg ätzend auf und reizte die beiden Männer zum Niesen. Lukas stand wohlweislich in der offenen Tür. Nur selten genehmigte er sich einen Blick auf die Pfütze, die genau auf der Luke nach unten entstanden war.

Fast eine Stunde dauerte es, bis die Büttel sich achselzuckend ansahen und aufgaben. Mit einem Seufzen schüttete Lukas weitere Sägespäne und Natron in die Säurepfütze, dann fegte er die nun feuchte Streu zur Seite und wischte noch mehrmals mit frischem Wasser nach. Leise fluchte er, als es schon wieder an der Tür klopfte.

Eines der Mädchen knickste in der Tür und bemühte sich, ihr Naserümpfen nicht deutlich werden zu lassen. Es stank nach verfaulten Eiern in dem Keller, beißender Rauch lag in der Luft. Plötzlich nieste sie, dann erst hob sie die Hand vor die Nase. Mit niedergeschlagenen Augen und roten Wangen knickste sie erneut. »Herr, der Zentgraf aus Fulda wartet im Speisezimmer.«

Diesmal war es an Lukas, rote Wangen zu bekommen. Er fühlte, wie die Wut in ihm hochstieg. Seine Fäuste ballten sich, bis die Fingernägel blutige Furchen in die Handflächen ritzten, dann zwang er sich zu einem Lächeln. »Gut, ich werde den hohen Herrn empfangen. Serviere ihm … ein Bier. Das mag er.«

Das Mädchen verschwand eilig und wedelte mit der Hand vor der Nase. Lukas verschloss sorgfältig die Tür hinter sich und schnupperte an seinen Kleidern, ein Gemisch aus faulen Eiern und totem Fisch. Nun, er hatte nicht um den Besuch gebeten, einen frisch gebadeten Gastgeber konnte Noß nicht erwarten.

Nichtsdestotrotz zauberte Lukas in der Wohnung eine freundliche Miene in sein Gesicht. »Zentgraf Noß, welch unerwartete Ehre. Was



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